(aufgezeichnet von Gwendolyn Stoye-Mingers)
Die Mischung macht´s
Die Augen von Olaf Ringeisen leuchten, als er von seinen Kunden und seinem Malerbetrieb erzählt. Zusammen mit seiner älteren Schwester ist er in einem alten Fachwerkhaus über der Werkstatt seiner Eltern aufgewachsen. Anfangs war er jedoch nicht wirklich begeistert von der Idee, Maler zu werden und im elterlichen Betrieb zu arbeiten. "Zum Glück", sagt Olaf Ringeisen, "bin ich zum Wirtschaftsgymnasium gegangen. Dort habe ich Marketing und Controlling kennen gelernt und mir gedacht: Unternehmer werden ist genau das richtige." Als sein Vater dann schließlich auf ihn zukam und fragte: "Junge, was willst du machen?", bedurfte es keiner Klärung mehr. Der Entschluss stand fest. Er wollte Unternehmer werden und dazu den Malerberuf erlernen, um die Familientradition fortzuführen.
"Die Seele des Hauses"
Zu einem prägenden Erlebnis kam es dann während seiner Lehrjahre in Einbeck. Schon als Kind war er von älterer Architektur begeistert und hier durfte er nun eine Jugendstilvilla mit renovieren. "Stück für Stück die Geschichte und die Seele des Gebäudes freizulegen und dann die Räume neu zu gestalten, so dass zwischen Gebäude und Bewohner eine Harmonie entsteht, faszinierte mich" schwärmt er noch heute. Durch dieses Erlebnis wusste er, was seine Berufsphilosophie werden sollte: " Wir gestalten nicht einfach nur Räume. Wir gestalten Räume so, dass die Seele des Hauses spürbar wird und sie ihrem persönlichen Wohnstil entsprechen."
Zurück zur Natur(farbe)
Während sein Urgroßvater die Farben noch selbst anmischte, geriet dieses Wissen bereits in der Generation seines Großvaters in Vergessenheit. Moderne Kunststofffarben erhielten Einzug in das Handwerk und erleichterten dem Maler seine Arbeit. Von seinem Vater bekam er mit auf den Wag, dass man die Dinge kritisch hinterfragen sollte, aber auch den Mut haben muss, Neues zu versuchen. So stellte der wachsame Northeimer fest, dass mit den modernen Industriefarben auch Nachteile verbunden sind: "Moderne Industriepigmente rauben den Farbtönen ihre Tiefe. Sie bilden nur ein begrenztes Spektrum ab. Sie wirken künstlich, plakativ und teilweise auch kitschig. Sie sind nicht authentisch und passen nicht zu einem Gebäude aus beispielsweise der Jahrhundertwende. Darüber hinaus sind die heute darin enthaltenen Weichmacher auch noch gesundheitschädlich." Lange suchte er nach Alternativen bis Freunde ihn auf Kalkputze aufmerksam machten. "Das ist neben Lehm der älteste Baustoff der Welt. Das hat tausende von Jahren funktioniert. Ich sehe keinen Sinn darin, dass ich jetzt etwas Neumodisches nehmen muss, wenn das Vorhandene doch wunderbar funktioniert." Der geschichtsbegeisterte Raumgestalter musste sich das Wissen um die Naturfarben, dass es seit den ertsen Höhlenmalereien und in allen Hochkulturen gab, wieder aneignen. Neben Kalkputzen experimentierte er auch mit anderen Naturprodukten, wie Naturharzdispersionen, doch ihn machte keine Farbe froh. Immer wieder landete er beim reinen Kalk und probierte vieles aus. "Bis wir den richtigen Hersteller gefunden haben, das hat Jahre gedauert."
Der Farbdolmetscher
Doch es gab noch ein weiteres Problem, welches die Farbenwelt des Raumgestalters immer wieder trübte. Wollte der aufgeschlossene Unternehmer den Kundenbedürfnissen wirklich gerecht werden, musste er einen Weg finden, dem Kunden seine Möglichkeiten auf eine anschauliche und einfache Weise aufzuzeigen. "Meist wurde ich gefragt, was ich tun würde? Aber das entspricht nicht meinem Ansatz, dass der Stil der Bewohner zum Ausdruck kommen soll. Jeder Mensch hat eine einzigartige Persönlichkeit und ich finde es wichtig, dieser authentisch Ausdruck zu verleihen." Früher hat er es mit Farbkarten versucht, doch damit waren oft viele Termine und Gespräche notwendig, bis er genau wusste, was die Kunden haben wollten. Auch im Interesse seiner Auftraggeber wollte er diesen Prozess optimieren. Auf der Suche nach neuen Ansätzen bildete er sich weiter und besuchte Schulungen. So lernte er Markus Schlegel, Professor für Farb- und Architekturdesign, kennen und mit ihm entwickelte er eine Lösung. 2012 entstand so das Buch Farbspuren, dei Kunst Räume zu gestalten welches seinen Kunden einen Überblick über die Fülle der Möglichkeiten und Stilrichtungen bietet und ein leichtes Auswählen ermöglicht.
Der ganze Prozess der Ermittlung des Kundenwunsches wird dadurch wesentlich vereinfacht und verkürzt. Das Werk ist gewissermaßen ein Wörterbuch für die Sprache der Farben bzw. der Raumgestaltung. "Ich bin ein Übersetzer für meine Kunden. Ich erfahre was sie mögen und welche Farben sie schön finden. Aus ihren Aussagen kann ich dann eine persönliche und einzigartige Gestaltung entwickeln." Einen weiteren Vorteil bietet das Buch bei der Arbeit mit Paaren. Früher gab es oft Streit, weil sich das Paar nicht einigen konnte. Mit dem Buch ist es ein Leichtes aus den Einzelwünschen eine Schnittmenge zu bilden, die beide begeistert. Hierfür benutzt er eine Stilmatrix, die von Professor Schlegel entworfen wurde und genau dieses Problem wunderbar löst.
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